3.6 Intelligente Nachhilfesysteme
In der Lerneinheit 3.2 hast Du gelernt, dass bereits in den 1970er Jahren erforscht und getestet wurde, wie durch Computer eine 1-zu-1 Lehrsituation inszeniert werden kann. Dabei handelte es sich um sogenannte Intelligent Tutoring Systems (ITS). Auf Deutsch meint das so viel wie intelligentes Nachhilfesystem oder lernunterstützendes Assistenz-System. In dem Video erklären wir Dir, was es damit auf sich hat und was diese Assistenz-Systeme können und was nicht. Außerdem nehmen wir diese Lerneinheit zum Anlass, die Rolle von Lehrkräften im Kontext intelligenter Lernumgebungen zu diskutieren. Dazu hörst Du einen Interviewausschnitt von Prof. Dr. Sigrid Hartong von der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Du kennst sie bereits aus der Lerneinheit zu Learning Analytics.
Reflexion
Mit den Anfängen in den 1970er Jahren sind ITS die am längsten untersuchten KI-Applikationen im Bildungsbereich. Im Allgemeinen arbeiten ITS so, dass sie Schritt für Schritt und individuell auf jeden Lerner oder jede Lernerin zugeschnittene Aufgaben/Inhalte bereitstellen. Das funktioniert aber eher für strukturierte Fächer wie Mathematik oder Physik. Dieser Ansatz wird manchmal auch in Lernmanagementsystemen wie Moodle genutzt. ITS basieren meist auf instruktionalen Erklärungen (💡 Erklärungen, die in Lehr-Lern-Kontexten gegeben werden, um Lernende bei Wissens- und Verstehensprozessen zu unterstützen). Lernformen z.B. die Selbsterklärungen oder kooperatives Lernen werden in solchen Systemen kaum berücksichtigt. Dabei werden diesen Alternativen häufig eher lernförderliche Effekte zugewiesen als der instruktionalen Erklärung. Wenn im Rahmen von ITS von Personalisierung gesprochen wird, geht es häufig um den personalisierten Weg zu den Lerninhalten. Die Lerneinhalte selbst werden meist nicht personalisiert.
In dem Video betont Prof. Dr. Sigrid Hartong, dass die Rolle von Lehrenden bei zunehmendem Technologieeinsatz in Bildungskontexten allgemein wichtiger denn je sei. Sie ermunter aber auch dazu, neue Technologien auszuprobieren, um sich gezielt mit den Risiken auseinander zusetzen. Im kommerziellen Bereich gibt es laut UNESCO Bericht über 60 Anbieter von ITS. Wie schätzt Du den Mehrwert für die berufliche Bildung ein? Eignen sich solche Systeme vielleicht für den betrieblichen Teil der Ausbildung oder für Weiterbildungen?
Aktivität
Schau Dir die Beispiele unter Vertiefung 👇 an und nimm zu den aufgeworfenen Fragen in den Kommentaren Stellung.
Vertiefung
Bei Interesse kannst Du das kurze Kapitel zu ITS im UNESCO Bericht (ab Seite 15) nachlesen 👉zum UNESCO Bericht
Internationale Beispiele: (Klick auf die Namen und Du gelangst zu den zugehörigen Websites 💻)
Nationale Beispiele: In Deutschland gibt es zwar einige online Angebote im Nachhilfemarkt (z.B. SofaTutor), aber KI-Komponenten kommen dabei selten zum Einsatz. Bettermarks ist als eines der wenigen Beispiele für adaptive Lernsysteme zu nennen.